Bildgestaltung
Cadrage/ Bildaufbau
Bei der filmischen Bildgestaltung wird meist die Drittel-Regel angewandt. Stell dir dabei vor, das Bild wird mit zwei waagerechten und zwei senkrechten Linien eingeteilt. Dort, wo sich die Linien treffen, sowie entlang einer Linie sind optimale Punkte, um Personen oder Objekte zu positionieren (wie im Bild die beiden Bäume im Vordergrund).
Die Bilder wirken dann harmonischer und weniger langweilig, als wenn du die Personen in der Mitte des Bildes platzierst.
Natürlich kann man diese Regel auch bewusst brechen.
Einstellungsgrößen
Ein Objekt kann nicht nur durch die Position im Bild, sondern auch im Größenverhältnis zur Bildcadrage gestaltet werden. Jede Einstellungsgröße hat dabei eine andere Funktion. Es kommt aber auch auf das Format (Kino, TV, Internet, Handy) an.
Totale
Die Totale gibt einen Überblick auf die Szenerie. Der Zuschauer hat die Möglichkeit, sich geographisch zu orientieren. Handelnde Personen sind eher nicht zu erkennen. Meist begründet die Totale eine Szene und wird daher oft zu Beginn der Szene gezeigt.
Besonders im Kino kommt die Totale gut zur Geltung.
Halbtotale
Die Halbtotale zeigt Personen von Kopf bis Fuß. Handlungen sind schon eher zu erkennen. Personen bekommen einen größeren Bezug zu Ihrer Umgebung.
Bei kleinen Formaten wie TV und Internet kommt die Halbtotale als Orientierung für den Zuschauer besser zur Geltung als die Totale.
Amerikanische
Die Amerikanische zeigt eine Person ab oberhalb des Knies (ab dem Revolver) bis zum Kopf. Die Körpersprache der Darsteller ist wesentlich besser zu erkennen als in der Totalen. Der Zuschauer hat noch die Möglichkeit, sich „auszusuchen“, was oder wen er im Bild betrachtet.
Halbnah
Die Halbnahe zeigt einen Menschen oder eine Personengruppe etwa ab dem Gürtel oder der Taille und eignet sich ebenfalls wie die Amerikanische zur Darstellung der Körpersprache der Darsteller.
Amerikanische oder Halbnahe Einstellungen eignen sich hervorragend für „Zweier“-Einstellungen.
Nah
Bei der Nah-Einstellung wird die Person von etwa der Mitte des Oberkörpers bis zum Kopf gezeigt. Wir können die Mimik z. B. bei Dialogen sehr gut sehen. Blickrichtungen der Personen sind nachvollziehbar.
Der Blick des Zuschauers wird zunehmend geleitet.
Groß
Großaufnahmen lenken den Zuschauer noch mehr auf die Emotionen der Personen. Großaufnahmen sollten sparsam eingesetzt werden, da sie bei häufigem Gebrauch ihre Wirkung verlieren.
Detail
Bei der Detailaufnahme werden nur Teile des Gesichts oder des Körpers gezeigt. Den dargestellten Handlungen oder Mimiken wird eine erhöhte Bedeutung zugemessen. Emotionen können dramatisiert werden.
Kameraperspektiven bzw. -winkel
Neben der Kameraeinstellung kann man auch die Position der Kamera in der Höhe verändern.
In den meisten Fällen werden Filme auf Augenhöhe gedreht.
30° Regel
Wenn nicht die Einstellungsgröße geändert wird, sondern nur der Kamerawinkel, so sollte dies über mindestens 30° passieren.
Kamerabewegungen
Kameraschwenks bzw. Kamerafahrten bereichern zusätzlich zu den Bewegungen der Darsteller den Film.
Arten der Bewegung:
- ein bewegtes Objekt begleiten (Verfolgungsschwenk/-fahrt)
- einen Überblick schaffen (Panoramaschwenk)
- einer Blickrichtung folgen (Verbindungsschwenk)
- statische Motive beleben (Erzählende(r) Schwenk/Fahrt)
Schwenks bzw. Kamerafahrten, insbesondere um ein Objekt zu begleiten oder zu beleben, können mit technischen Hilfsmitteln (Stativ/ Kran/ Dolly) oder aus der Hand gemacht werden (was allerdings ein bisschen Übung bedarf).
Stativ/ Handkamera
Ob eher auf einem Stativ oder aus der Hand gefilmt wird, ist meistens Geschmackssache. Häufig hängt es von der Situation ab. Personen, Tiere oder Actionszenen wirken aus der Hand etwas lebendiger. Vom Stativ hingegen werden in erster Linie Gebäude, feststehende Gegenstände oder Totale gedreht.
Schärfe
Um das zweidimensionale Bild „tiefer“ wirken zu lassen, kann man Hinter-, Mittel und Vordergrund mit ins Bild einfließen lassen. Ein unscharfer Bildhintergrund (und/oder Vordergrund) verstärkt dieses Gefühl.
Unscharfe Hintergründe erzielt man, indem man den größtmöglichen Telebereich wählt und/oder die Blende so groß wie möglich (kleine Blendenzahl) einstellt!
Schärfeziehen
Um die Aufmerksamkeit, ohne Kameraschwenk oder -fahrt, auf ein anderes Detail zu lenken, kann die Schärfe nach vorne oder hinten verlagert werden.
Kontinuität/ filmisches Auflösen
Um den Zuschauer ein nachvollziehbares Gefühl für den Raum zu geben, sind Filmemacher bestrebt, in Filmen Kontinuität herzustellen.
Mastershot (MS)
Der Mastershot (meist eine Halbtotale oder Amerikanische) ist die Einstellung, auf die man immer zurück schneiden kann. Meistens sind die wichtigsten Akteure in einem für den Zuschauer sichtbaren Umfeld (Hintergrund) zu sehen.
Overshoulder (OS)
Gerade zum Auflösen von Dialogen werden gerne Overshoulder-Einstellungen im Schuss-Gegenschuss-Schema benutzt, um dem Zuschauer Kontinuität zu vermitteln. Die sich unterhaltenden Personen „stehen“ dann im selben Raum und haben Bezug zueinander.
Achsensprung
Wenn die gedachte Linie zwischen zwei Personen überschritten wird, spricht man vom Achsensprung, man sagt auch: »über die Achse gewechselt«. Während man sich früher peinlichst genau daran gehalten hat, gilt die Regel »nicht über die Achse« als weitgehend überholt.
Die Achse nicht zu überschreiten macht vor allem dann Sinn, wenn man bei einem Dialog (siehe Beispiel) zwischen zwei Nahaufnahmen hin und her schneidet. Denn sonst würden beide Personen in dieselbe Richtung schauen.
FALSCH:
RICHTIG:
Covern
Die Szene wird immer komplett in mehreren (mindestens 2) Kameraeinstellungen und -positionen abgefilmt (gecovert) und dabei vom Schauspieler immer (neu) wiederholt.
(Beispiel Dialog: Master Person A und B/ OS auf Person A/ OS auf Person B)
-> Dreiecksanordnung)
Das hat Vor- und Nachteile:
Pro
- der Schnittrhythmus kann besser bestimmt werden
- mehr Schnittmöglichkeiten
- man kann sich relativ sicher sein, dass man genügend Bilder hat, um die Szene aufzulösen
- Inszenierung wirkt oft authentischer, da die Szene meist durchgespielt wird
- meist schnell inszenierbar, auch ohne Drehbuch bzw. Storyboard
Contra
- Beliebigkeit der Bilder
- häufiges Wiederholen hemmt die Spontaneität der Darsteller bzw. sind nicht beliebig wiederholbar
- wesentlich mehr Material
Bild für Bild
Die Szene wird so gedreht, dass nur die Bilder aufgenommen werden, die später für den Film benötigt werden, sie wird also nicht komplett durchgespielt.
Auch das hat Vor- und Nachteile:
Pro
- bessere Planung und damit meist kreativere Bilder
- weniger Material
- kostet meist weniger Zeit am Drehort
Contra
- auf Drehbuch und/oder Storyboard kann meist nicht verzichtet werden
- Schnittrhythmus ist eingeschränkt
- schlecht gedrehte Bilder können nicht „kaschiert“ werden
Meistens werden beide Varianten kombiniert:
Dialoge werden gecovert, während Handlungen eher Bild für Bild aufgenommen werden